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8.5.1 Projekthandbuch (PHb) |
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Project Manual
Das Projekthandbuch enthält die Projektbeschreibung, eine Übersicht über vertragsrelevante Festlegungen (durchzuführende bzw. gestrichene Aktivitäten und Produkte, Liefergegenstände, Beteiligung des AG), die Anleitung zur Durchführung des Projekts, d. h. das projektspezifische V-Modell, das in vier Abschnitten dargestellt wird (SE-, QS-, KM- und PM-Regelungen), die Festschreibung der Projektorganisation, die ausgewählten Methoden und Werkzeuge und die festgelegten Standards und Richtlinien.
1. Allgemeines
2. Projektbeschreibung
3. Übersicht
4. Entwicklungsstrategie
5. Projektspezifisches V-Modell
5.1. SE-Regelungen
5.1.1. Aktivitäten
5.1.2. Produkte
5.2. QS-Regelungen
5.2.1. Aktivitäten
5.2.2. Produkte
5.3. KM-Regelungen
5.3.1. Aktivitäten
5.3.2. Produkte
5.4. PM-Regelungen
5.4.1. Aktivitäten
5.4.2. Produkte
6. Auswahl von Methoden und Werkzeugen
7. Projektorganisation
7.1. Aufbauorganisation
7.2. Aufgaben und Verantwortlichkeiten
7.3. Externe Schnittstellen
7.4. Berichtswesen
7.5. Beteiligung des AG
8. Standards und Richtlinien
Siehe Gliederungspunkt 1. Allgemeines.
In einer kurzen, prägnanten Beschreibung wird den Projektbeteiligten der Gegenstand des Projektes nahegebracht.
Weiterhin sollen Aussagen zu folgenden Projektkennzeichen enthalten sein:
- Produktart (System, Segment, HW-Einheit oder SW-Einheit) des Entwicklungsgegenstands
- geplante Ausbaustufen
- Klassifizierung der Software (operative Software, Nachweissoftware, SWPÄ-Software, Unterstützungssoftware, Ausbildungssoftware, usw.)
- Kritikalitäts- und IT-Sicherheitseinstufung
- Qualitätsziele und -risiken
- Wartbarkeitsanforderungen
- Entwicklungsrandbedingungen
- Projektgröße
- Kritische Erfolgsfaktoren
Dieses Kapitel nimmt alle wesentlichen vertragsrelevanten Festlegungen zum Projekt auf (siehe Tabelle 8.1: Beispiel einer Aktivitäten-/Produktübersicht). Insbesondere sind der Leistungs- und Lieferumfang abzuklären
Der Leistungsumfang wird über das Tailoring des V-Modells ermittelt. Hier sollen alle Aktivitäten und Produkte der Submodelle SE, QS, KM und PM unter Angabe der Tailoring-Kriterien (Streichbegründungen für gestrichene Aktivitäten und technische Streichbedingungen für optionale Streichungen während des Projektverlaufs) aufgeführt werden. (Hierfür können die Übersichtsdarstellungen auf der letzten Seite des jeweiligen Submodells im generischen V-Modell herangezogen werden). Zu den einzelnen (Teil-) Aktivitäten und (Teil-) Produkten sind die gegebenenfalls erfüllten (Hinweis "entfällt" unter Angabe des Streichgrunds) bzw. die relevanten technischen Streichbedingungen anzugeben. (Teil-) Aktivitäten/(Teil-) Produkte, für die keine Streichbedingungen angeführt werden, müssen im Projekt durchgeführt/erstellt werden
Die Festlegung der Prüfgegenstände, auf die sich einzelne QS-Aktivitäten beziehen, erfolgt im QS-Plan.
Alle Produkte des V-Modells, die an den Auftraggeber auszuliefern sind (Lieferumfang) werden markiert. Neben den SE- und QS-Produkten kann vom AG auch die Auslieferung von KM- und PM-Produkten verlangt werden.
Die unter Beteiligung des AG zu bearbeitenden (Teil-) Aktivitäten und (Teil-) Produkte des projektspezifischen V-Modells sind zu nennen. Nähere Einzelheiten zur Beteiligung werden in Kapitel 7.5 Beteiligung des AG festgelegt.
Nr. |
Aktivität |
Produkt |
Streichart |
entfällt, weil (AT-Begründung) wenn (TT-Bedingung) |
AG-Beteiligung |
Lieferge-genstand |
... |
... |
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SE 4-SW |
SW-Grobentwurf |
SW-Architektur |
- |
- |
Genehmigung |
ja
SE 4.1-SW |
SW-Architektur entwerfen |
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- |
- |
- |
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SE 4.2-SW |
SW-interne und -externe Schnittstellen entwerfen |
Schnittstellenbeschreibung |
- |
- |
- |
yes
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SE 4.3-SW |
SW-Integration spezifizieren |
SW-Integrationsplan |
TT |
entfällt, wenn die Integration nicht komplex ist |
- |
no
SE 5-SW |
SW-Feinentwurf |
- |
- |
- |
- |
-
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SE 5.1-SW |
SW-Komponente/-Modul/Datenbank beschreiben |
Datenkatalog SW-Entwurf |
AT |
entfällt grundsätzlich für SW-Module und SW-Komponenten, weil der Algorithmus in der Architektur ausreichend beschrieben wird |
- |
nein
SE 5.2-SW |
Betriebsmittel- und Zeitbedarf analysieren |
SW-Entwurf |
AT |
entfällt grundsätzlich, weil genügend Ressourcen vorhanden sind |
- |
nein
... |
... |
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Tabelle 8.1: Beispiel einer Aktivitäten-/Produktübersicht
Die dem V-Modell zugrundeliegende Entwicklungsstategie ist die inkrementelle Entwicklung. (In dem Handbuch Szenarien der Handbuchsammlung, Teil 3, werden mögliche Einsatzstrategien mit ihren Auswirkungen auf die Planungs- und Entwicklungsaktivitäten aufgezeigt.)
In diesem Kapitel ist (zusätzlich zur Aktivitäten-/Produktübersicht) die Anwendung der geplanten Entwicklungsstrategie (inkrementell, Einsatz von Fertigprodukten, objektorientiert, usw.) für die verschiedenen Projektabschnitte bzw. Ausbaustufen aufzuführen. Die Auswirkungen der gewählten Entwicklungsstrategie (wiederholende Abfolge von Entwicklungsaktiviäten) sind durch die Projektplanung (Projektplan) zu berücksichtigen.
Werden für unterschiedliche Systemteile unterschiedliche Szenarien angewendet, so ist die Anwendung mehrerer Szenarien darzustellen.
Zum projektspezifischen V-Modell gelangt man über das Tailoring des (generischen) V-Modells. Hierzu werden aus dem generischen V-Modell projektspezifisch diejenigen Regelungen der Aktivitäten und Produkte extrahiert, die bei der Projektbearbeitung als verbindliche Arbeitsvorgabe zur Anwendung kommen. Im Projekthandbuch sind somit nur die Regelungen enthalten, die in dem jeweiligen Projekt zur Anwendung kommen. Es ist dies die Aktivitäten und Produkte des generischen Modells, verringert um alle nicht relevanten (Teil-) Aktivitäten und (Teil-) Produkte.
Die Aktivitäten und Produkte können hier vollständig beschrieben werden oder lediglich als Referenz auf die V-Modell-Aktivitäten und -Produkte aufgeführt werden.
Sofern die Anwendung bestimmter Methoden- und Werkzeuge vereinbart ist, enthält dieses Kapitel für die in Kapitel 5. Projektspezifisches V-Modell aufgeführten Aktivitäten die Zuordnung der Methoden und Werkzeuge (siehe Tabelle 8.2: Beispiel einer Methoden-/Werkzeugzuordnung)
Nr. |
Aktivität |
Methode |
Werkzeug
SE 1.1 |
Ist-Aufnahme/-Analyse durchführen |
ER-Modellierung |
Werkz. 1 Werkz. 2
SE 1.5 |
System fachlich strukturieren |
Funktionale Dekomposition |
Werkz. 3
SE 2.1 |
System technisch entwerfen |
Funktionale Dekomposition |
Werkz. 3
SE 3.3 |
Anforderungen an die Funktionalität definieren |
Funktionale Dekomposition |
Werkz. 3
SE 4.1-SW |
SW-Architektur entwerfen |
Structured Design |
Werkz. 4
... |
... |
... |
...
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Tabelle 8.2: Beispiel einer Methoden-/Werkzeugzuordnung
Zusätzlich können hier nähere Einzelheiten zu den getroffenen Methoden- und Werkzeugfestlegungen festgehalten werden.
Hier erfolgt eine Beschreibung der Projekt-Aufbauorganisation. Es wird geklärt, wie sich das Projektteam zusammensetzt (aus welchen Stellen, Instanzen), wie sich Aufgaben und Verantwortlichkeiten auf diese verteilen und welche Schnittstellen das Projekt aufweist.
Hier werden die Stellen genannt, die für die Bearbeitung der Aktivitäten aus den Submodellen (SE, QS, KM, PM) zuständig sind.
Insbesondere werden die im V-Modell aufgeführten Rollen auf die betrieblichen Organisationseinheiten abgebildet und gegebenenfalls projektbedingte Instanzen oder Arbeitsgruppen (z. B. Change Control Board) gebildet. Es muß klargestellt sein, inwieweit die Organisationsform den vorgegebenen Einschränkungen im V-Modell hinsichtlich der Belegung der Rollen gerecht wird.
Der Grad der Unabhängigkeit der Organisationseinheit "Qualitätssicherung" und die Beziehungen zur Systemerstellung, zum Konfigurationsmanagement und Projektmanagement, aber auch zum Anwender und Auftraggeber müssen ersichtlich sein.
Im Projektorganisationsplan ist ferner einzutragen, wie sich Aufgaben und Verantwortung auf die oben genannten Organisationseinheiten verteilen. Entscheidungs- und Genehmigungsinstanzen sind im Detail festzulegen.
- Dabei sind auch die QS und KM (z. B. firmeninterne Qualitätssicherung, Güteprüfstelle, usw.) festzulegen (u. a. wer hat Produkte zu prüfen, welche Instanz darf Produkte intern oder extern zur weiteren Verwendung freigeben, usw.).
- Es ist in Abhängigkeit von der VS-Einstufung festzulegen, welche KM-Aktivitäten von welchen Instanzen wahrgenommen werden.
- Besondere Beachtung muß die Kontrolle der technischen Schnittstellen zwischen Segmenten und SW-Einheiten/HW-Einheiten finden. Die Kontrolle dieser Schnittstellen bedarf insofern besonderer Kontroll-, Informations-, Abstimm- und Austauschverfahren, da in der Regel verschiedene Instanzen oder Firmen an diesen Schnittstellen arbeiten. Auch innerhalb einer betrieblichen Organisationseinheit muß vor allem die Entwicklung und Abstimmung der SW-HW-Schnittstellen genauestens geregelt sein. Ändert eine Seite eine Schnittstelle, so muß sichergestellt und überwacht werden, daß notwendige Folgeänderungen auf der anderen Seite durchgeführt werden. Die dafür notwendigen KM-Maßnahmen werden den KM-Instanzen (z. B. Interface Control Working Group) zugeordnet.
Kommunikations- und Verfahrensschnittstellen mit firmenexternen Stellen (Auftraggeber, Unterauftragnehmer, Partner, Gremien und Ausschüsse, Zulassungsstellen) werden hier festgelegt. Dokumentiert wird, wer welche Art und Form von Information (technisch oder administrativ, schriftlich oder mündlich) wann (fester Termin, periodisch, ereignisbedingt) von wem erhält bzw. an wen weitergibt.
Für die einzelnen Schnittstellen sind Ansprechpartner zu benennen, und es ist zu klären, welche Aktivitäten sie betreuen bzw. für welche Produkte sie verantwortlich bzw. in welchen Angelegenheiten sie kompetent sind.
Diese Liste sollte folgende Angaben über jeden Ansprechpartner enthalten:
- Name des Ansprechpartners
- Vollständige Adresse des Ansprechpartners
- Abteilung
- Funktion im Projekt, Zuständigkeit, Fachgebiet
- Telefon-/Telefaxnummer(n)
- Kommunikationsadresse(n).
Kommunikations- und Verfahrensschnittstellen mit firmeninternen Stellen werden hier festgelegt. Dokumentiert wird, wer welche Art und Form von Information (technisch oder administrativ, schriftlich oder mündlich) wann (fester Termin, periodisch, ereignisbedingt) von wem erhält bzw. an wen weitergibt.
Im übrigen gilt hier das bereits oben unter Kapitel 7.3 Externe Schnittstellen Gesagte.
Der Aufgabenbereich von Auftraggeber und Auftragnehmer ist über eine Zuordnung der Aufgaben (Aktivitäten des V-Modells) und Verantwortlichkeiten auf Auftraggeber und (Unter-) Auftragnehmer festzulegen. Insbesondere für Aktivitäten von QS, KM und PM muß eine Zuordnung auf beide Seiten unter Berücksichtigung des jeweiligen Zuständigkeitsbereiches erfolgen.
Die Mitwirkung des AG im Projekt liegt in seiner eigenen Entscheidungsbefugnis. Entsprechend seinen Vorstellungen sind die Aktivitäten/Rollen-Matrizen des V-Modells anzupassen
Darunter sind z. B. Codierstandards, Dokumentenmuster und Namenskonventionen zu verstehen. Hier im Projekthandbuch kann entweder die Beschreibung der Standards, Normen und Richtlinien oder aber ein Verweis auf ein existierendes und allen Projektbeteiligten zugängliches Dokument erfolgen.
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Mail 0593 - Re: Durchführungsentscheidung (593)
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