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Re: Aenderungszyklus V-Modell und kleine Aender (402)
Steinmann, C.
Wednesday, 8. September 1999 12:07
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Mail 0403
Hallo!
Herr Plögert hat in seiner Mail eine ganze Reihe wichtiger Fragen
aufgeworfen. Einige dieser Fragen weisen auf grundsätzliche Probleme hin,
die sich aus der derzeitigen Pflege des Vorgehensmodells ergeben.
Vier solcher Problemfelder will ich kurz skizzieren:
1. Herr Plögert schreibt ganz richtig, daß Firmen zur Einführung des
V-Modells Investitionen in erheblichem Umfang geleistet haben. Diese Firmen
müssen ein Recht darauf haben, daß der Entwicklungsstandard auch in ihrem
Sinne weiterentwickelt wird. Als Entwicklungsstandard des Bundes nimmt das
V-Modell aber nicht nur konsequent die Auftraggebersicht ein, sondern
darüber hinaus die Sicht eines Auftraggebers, der ein Bündel ganz
bestimmter Anwendungen im Fokus hat. Ein Entwicklungsstandard ist aber nur
dann nützlich, wenn dieser (auch) der breiten Masse der Softwareentwickler
bei ihrer Arbeit hilft.
2. Ein Entwicklungsstandard für IT-Systeme muß lebendig sein. Aus der
Verwendung neuer Werkzeuge, neuen Methoden und Technologien oder auch aus
Anforderungen bestimmter Anwendungsgebiete wird immer Bedarf an Anpassung
des Entwicklungsstandards entstehen. Die Verbindung des Vorgehensmodells
mit einer Entwicklungsumgebung (beispielsweise Rational Rose, siehe die in
dieser Mailingliste schon mehrfach angesprochene Studie) ist ein Beispiel
dafür. Dies sind Anpassungen (oder vielleicht Workarounds), die sich nicht
allein durch das Tailoring abbilden lassen. Bleibt der Standard hinter der
Realität in der Softwareentwicklung zurück, wird er zur Fassade.
3. Firmen und Einrichtungen, die international kooperieren, benötigen
einen auch außerhalb des deutschsprachigen Raums akzeptierten
Entwicklungsstandard. Dies betrifft nicht zuletzt auch Projekte der
europäischen Verteidigung. In diesem Anwendungsgebiet kann solange nicht
nach V-Modell gearbeitet werden, wie das V-Modell nicht mindestens
europäischer Standard ist.
4. Zahlreiche Firmen nutzen das V-Modell 97 aus eigenem Antrieb und
nicht, weil sie als Auftragnehmer des Bundes dazu verpflichtet wären. Bei
Änderungswünschen gibt es für diese Firmen keinen Grund, auf das Ergebnis
einer Änderungskonferenz zu warten. Eher wird das V-Modell als Vorlage für
ein eigenes, unternehmensspezifisches Vorgehensmodell genutzt, welches dann
keine Instanz des V-Modells mehr ist. So geht der Verbreitung und der
stetigen Verbesserung des V-Modells enormes Potential verloren.
Was ist nun daraus abzuleiten? Für mich ergeben sich unmittelbar zunächst
drei Schritte:
- Die Änderungskonferenz ist unter Beteiligung von Firmen ausgewogen zu
besetzten. Es sollte nachvollziehbar veröffentlicht sein, welche Teilnehmer
warum in der Änderungskonferenz sitzen.
- Die Änderungskonferenz muß eine langfristige Perspektive aufzeigen,
sowohl in inhaltlichen als auch in organisatorischen Fragen. Diese
Perspektive muß kommuniziert und eventuell auch diskutiert werden.
- Bestehende Änderungsvorschläge sollten mit Status und Verantwortlichem
zugänglich sein (vergleiche Änderungsmanagament KM 3!). Bekannte V-Modell
Probleme sollten in dem Zusammenhang mit Hilfe bzw. Workaround dargestellt
werden.
Die Realisierung der ersten beiden Punkte ist ohne besonderen Aufwand
möglich. Der dritte Komplex kann mehr oder weniger aufwendig über die
ANSSTAND Homepage abgedeckt werden. Ein großer Schritt in diese Richtung
wäre aber vielleicht schon das Einbringen der Änderungsvorschläge und
dergleichen in diese Mailingliste.
Ich hoffe sehr, daß sich etwas bewegt.
Mit den besten Grüßen
Christian Steinmann
-----------------------------------------
Dr. Christian Steinmann
GIS GmbH
Qualitätsmanagement
Friedrich-Ebert-Anlage 2-14
60325 Frankfurt am Main
Tel: 069 / 75690-205
E-Mail: Christian.Steinmann@GIS-online.de
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