1996-1997-1998-1999-2000-2001-2002
Re: IT-Sicherheitskonzept (198)
Dr. Klaus P. Ploegert (ploegert@iabg.de)
Thu, 30 Jul 1998 12:29:00
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> im Produktmuster Systemarchitektur gibt es die Kapitel IT-Sicherheitskonzept
> und IT-Sicherheitsmodell,
> deren Inhalt sinngemäß auch in SE 2.1 beschrieben ist.
> Was sind die konkreten Unterschiede zwischen beiden Kapiteln; bzw. wo sind
> die Unterschiede ausführlicher beschrieben?
> Winfried Rußwurm
Leider werden im V-Modell zur Sicherheit wenig Hinweise gegeben. Ich
hatte damals bei der Erstellung des VM-97 auf dieses Defizit mehrmals
hinwiesen, es wurde aber vom öffentlichen Auftraggeber nicht
gewünscht.
Es wäre schön, wenn die Handbuchsammlung in absehbarer Zeit um ein
weiteres Kapitel "Sicherheit" ergänzt würde. Das Kapitel "Sicherheit
und Kritikalität" in der Handbuchsammlung macht nur Aussagen zur
Kritikalität, aber nichts Substantielles zur Sicherheit.
Deshalb einige nachgeschobene Erläuterungen zum Thema:
>>> Sicherheitsziel
Ein "Sicherheitsziel" ist eine allgemeine Anforderung zur Sicherheit
eines Systems, einer Anwendung etc. Beispiel für ein Sicherheitsziel:
"(Näher zu definierende) Informationen dürfen nur einem (definierten)
Nutzerkreis zugehen. Das System soll sicher verhindern, daß andere
Nutzer in den Besitz der Informationen gelangen."
Weiteres Beispiel:
"Das System soll es ermöglichen, die Authentizität
von (näher zu definierenden) Daten sowie deren Urheberschaft
zweifelsfrei festzustellen."
Dabei sind die Ausdrücke in den Klammern Platzhalter für eine
möglichst exakte, system- oder anwendungspezifische Abgrenzung der
jeweiligen Ausdrücke.
Darüber hinaus werden Anforderungen an die Verfügbarkeit,
Vertraulichkeit und Integrität gestellt.
>>> Sicherheitskonzept
Ein Sicherheitskonzept beinhaltet den Satz von aufeinander
abgestimmten Sicherheitsmaßnahmen, mit dem die identifizierten
Risiken (der Bedrohungs- und Risikoanalyse) auf ein tolerierbares Maß
gesenkt werden. Dabei hat der für das System Verantwortliche
festzulegen, welches Restrisiko für ihn tragbar ist.
>>> Sicherheitsmodell
Ein Sicherheitsmodell ist die Spezifikation von
(informationstechnischen) Sicherheitsfunktionen zusammen mit einer
stichhaltigen Begründung, warum das beschriebene Zusammenspiel dieser
Funktionen ein vorgegebenes Sicherheitsziel erreicht. In der Literatur
findet man meist "formale Sicherheitsmodelle", bei denen sowohl das
Sicherheitsziel als auch die Spezifikation der Sicherheitsfunktionen
in einer formalen (mathematischen) Notation beschrieben sind und daher
innerhalb eines mathematischen Kalküls bewiesen werden kann, daß das
Zusammenspiel der Sicherheitsfunktionen die Erfüllung des
Sicherheitszieles zur Folge hat. Dies übersteigt jedoch die
Sicherheitsanforderungen der meisten Anwendungen und ist daher nur
für Sicherheitsexperten relevant.
Beispiel für formale Sicherheitsmodelle:
- Bell-LaPadula Modell
- Non-Interference Modell
- Clark-Wilson Modell
>>> Literatur zu den Themen:
- Sicherheitsziel, Sicherheitskonzept:
Sicherheitshandbuch, Grundschutzhandbuch, ITSEC, Common
Criteria, NIST Computer Security Handbook
- Sicherheitsmodelle:
Beschreibung der verschiedenen Modelle, Mitre Studie mit Übersicht
über formale Sicherheitsmodelle (schon etwas älter, aber immer noch
ganz brauchbar).
Ich hoffe, Ihnen etwas weiter geholfen zu haben.
Klaus Plögert
(V-Modell-Support)
--
Dr. Klaus P. Ploegert
IABG (Industrieanlagen-Betriebsgesellschaft mbH)
Information Systems, IS23
D-85521 Ottobrunn, Einsteinstr. 20
E-Mail: ploegert@iabg.de
Tel: +49-89-6088-3420
Fax: +49-89-6088-3418
CompuServe 100655,3717
SI - Sicherheit und Kritikalität / Safety and Criticality
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