1996-1997-1998-1999-2000-2001-2002
Re: Projektmanagement fuer Inkrementelle Softwareentwicklung (187)
Hans-Jürgen Meinhardt (meinhardt@iabg.de)
Thu, 2 Jul 1998 09:48:02
Mail 0183 (Color: green)

Mail 0187 (Color: black. This mail)
> From: Kettenbach (Christoph.Kettenbach@nordkom.netsurf.de)
>
> Sehr geehrte V-Modeller,
>
> Inkrementelle Entwicklung wird zwar als State-of-the-Art beschrieben,
> aber das Management von Projeken mit inkrementeller Entwicklung beleibt
> bis auf die Hinweise in Teil 3 (Handbuchsammlung) der Kreativität der
> Durchführenden überlassen.
> Gemeinhin wird ein V-Modell in ein Phasenmodell eingebettet, z. B. das
> Wasserfallmodell. Das V-Modell selbst verwendet den Begriff Phase ja
> nicht, sondern spricht nur von Aktivitäten un derern logischen
> Verknüpfung.
>
> Nun gibt es aber in der Literatur mehrere Hinweise, daß Phasenmodelle zu
> starr sind, um insbesondere bei großen Projekten inkrementell
> vorzugehen.
>
> Meine Frage lautet daher: Gibt es Hinweise zum Management von
> inkrementellen Entwicklungsprojekten auch außerhalb von
> plandeterminierten Life-Cycle-Phasen-Modellen?
>
> C. Kettenbach
> Programmieroffizier
> AZTV Marineoperationsschule Bremerhaven
Sehr geehrter Hr. Kettenbach und V-Modeller,
die inkrementelle Vorgehensweise bei der Entwicklung von Systemen und
Software ist in der Praxis bereits seit geraumer Zeit sehr verbreitet;
leider sind dazu detaillierte Handlungsanweisungen für das
Projektmanagement nur sehr spärlich vorhanden, obwohl in den USA
(besonders im öffentlichen Sektor) dieses Thema bereits seit Jahren
diskutiert wurde.
Es gibt wohl einige globale Modelle, die die inkrementelle Entwicklung
beschreiben, aber einige wesentlichen Fragen aus der Sicht des
Projektmanagements hierzu werden dabei nicht beantwortet, wie z.B.:
- Welche Projektcharakteristiken müssen bei einem Projekt vorliegen,
damit eine inkrementelle Entwicklung Vorteile bringt gegenüber dem
"Wasserfall"-Ansatz (häufig auch als "Big Bang" oder "One shot"
bezeichnet); d.h. wann ist eine inkrementelle Entwicklung überhaupt
sinnvoll?
- Wie geht der Projektmanager vor, damit die einzelnen
Inkremente bzw. Ausbaustufen derart definiert und geplant werden
können, daß sie im Einklang mit vorgegebenen Projektzielen
erfolgreich realisiert werden können?
- Welche zusätzlichen Aktivitäten hat der Projektmanager durchzuführen
und worauf hat er im Projektverlauf bei inkrementeller
Vorgehensweise besonders zu achten (beispielsweise hinsichtlich
Vertragsgestaltung, Finanzierung, KM, Einsatz von Fertigprodukten,
Architekturüberlegungen, Projektorganisation, Integrationsarbeiten
etc.)?
Natürlich hat man diese Problematik besonders im öffentlichen
Bereich erkannt und dies auf internationaler Ebene angepackt. Die
Arbeitsgruppe TA-13 der "Western European Armaments Group" (WEAG) mit
Beteiligung von Frankreich, Italien, England, Schweden und Deutschland
hat diese Probleme untersucht und umfangreiche Lösungen in einem
Dokument festgehalten. Dabei hat man sich vor allem auf die Prozesse
und Aktivitäten des Auftraggebers (acquirer) konzentriert, und es wurde
der gesamte Akquisitionsprozeß von Informationssystemen betrachtet;
dieser beinhaltet auch die Entwicklungsaktivitäten gemäß V-Modell und
betrachtet darüber hinaus den gesamten Lebenszyklus eines
Informationssystems. Das wesentliche Ergebnis dieses internationalen
Technologieprojektes ist die Beschreibung eines umfassenden
Aquisitionsmodells mit dem Namen "Progressive Acquisition" (Abk. PA).
In diesem Aquisitionsmodell wird sowohl die inkrementelle als auch die
evolutionäre Vorgehensweise und die pragmatische Kombination von
beiden für das Projektmanagement beschrieben. Z. Zt. wird Progressive
Acquisition in laufenden Projekten eingesetzt und die Wirksamkeit von
PA untersucht. Das Dokument über PA ist über folgende Addresse
zugänglich:
Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung, BOR Weiß,
Ref. IT I5, Postfach 7360, 56057 Koblenz, Tel. (0261) 400 5137.
Auf nationaler Ebene möchte ich zu diesem Thema auf folgendes Buch
verweisen:
W.Dröschel/W.Heuser/R.Midderhoff (Hrsg.): "Inkrementelle
und objektorientierte Vorgehensweise mit dem V-Modell 97", Oldenbourg
Verlag 1998, ISBN 3-486-24276-8.
Besonders möchte ich das Kapitel 3: "Inkrementelle Entwicklung mit dem
V-Modell" von Gustav Wostrack zum Lesen empfehlen, da die o.a. Fragen
zum Projektmanagement praxisnah und sehr anschaulich beantwortet
werden.
Sollten Sie nach dem Studium dieser beiden Dokumente oder auch schon
vorher noch Informations- und Diskussionsbedarf haben, der dieses
Forum überbeanspruchen würde, so wenden Sie sich bitte an mich
(H.-J. Meinhardt/IABG, Tel. (089) 6088-2838) oder Dr. Hummel/IABG,
Tel. (089) 6088-3090.
MfG
Hans-Jürgen Meinhardt/IABG
IABG mbH, IS23
Einsteinstr. 20
D-85521 Ottobrunn
Germany
Phone: +49-89-6088-2838
FAX: +49-89-6088-3418
e-mail: meinhardt@iabg.de
SZ.2 Inkrementelle Entwicklung / SC.2 Incremental Development
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